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Agra und das Rote Fort

Leider spielte das Wetter nicht mit, so dass wir die geplanten beiden Aufenthalte am Taj Mahal, in der Morgensonne und der Abendsonne schlicht auf einen Aufenthalt in der Mittagszeit reduzieren mussten. Den Morgen des ersten Reisetages verbrachten wir allerdings in der “zweiten” Sehenswürdigkeit von Agra, dem Roten Fort.

Das Rote Fort ist eine sehr weitläufige Palastanlage aus der Epoche der Mogulkaiser. Ab 1565 war der Palast Zentrum der Macht und Agra war ab diesem Jahr auch Hauptstadt des Mogulreiches, die von Neu Delhi hierher verlegt wurde, allerdings nur bis 1648. Danach verloren Fort und auch Stadt an Bedeutung, ohne dass die Gebäude wirklich dem Verfall überlassen wurden.

Das Mogulreich war ein von 1526 bis 1858 auf dem indischen Subkontinent bestehender Staat um die Städte (Alt) Delhi, Agra und Lahore. Der Name Mogul leitet sich nach Angaben unseres Führers aus dem Namen für das Volk der Mongolen ab. Ein Herrscher der aus Zentralasien stammenden Timuriden-Dynastie, dem Vorläufer der Moguldynastie, hatte über eine Heirat direkte Verbindung zum Mongolenherrscher Dschingis-Khan. Allerdings wurde der Name Mogul erst durch Portugiesen geprägt, die aus der Bezeichnung des Timuridenreiches “mughul” die Bezeichnung “Moghulistan” formten.

Die Mogule waren muslimische Herrscher, deren “Amtssprache” aus den ursprünglichen zentralasiatischen Dialekten zu Persisch überging. Daher wandelte sich auch der Begriff für den Herrscher von Mogul(kaiser) in das persiche Padischah, der dem Titel eines Kaisers gleichkam. 1858 wurde der letzte Großmogul von Delhi von den Briten abgesetzt. Sein Territorium ging in Britisch-Indien auf.

Ab Beginn des 19. Jhdt. diente das Fort der britischen Armee als Kaserne für “The Queen’s Royal Surrey Regiment”. Gleichzeitig war das Fort Sitz der Regierung für die Nordwestprovinz der bengalischen Präsidentschaft. Neben dem britische Regiment (auch 31. Regiment) waren im Fort drei indische Regimenter und ein Artillerie-Regiment untergebracht. Bei den britischen Soldaten war das Fort besonders wegen der herrlichen Festung, der Schönheit des Taj Mahal und der Ruinen der verlassenen Paläste der einstigen Mogulherrscher beliebt.
Eine Schattenseite jedoch war die Tatsache, dass die Ruinen von Wölfen befallen waren, die – so zumindest berichtet es die Regimentschronik des 31. Regimentes – in vielen Fällen auch kleine Kinder “raubten”. Damals wurde eine Belohnung von zehn Rupien an jeden bezahlt, der dem Magistrat des Forts einen Wolfskopf vorlegen konnte. Auch wurde berichtet, dass Mitte des 19. Jhdt. in der Region um Agra eine große Hungersnot herrschte, mit Tausenden von Todesfällen. Ganze Dörfer waren entvölkert worden; viele Bauern boten sogar ihre Kinder zum Verkauf an, um nicht nur das Überleben der Kinder, sondern auch das eigene zu retten. Ein europäischer Hilfsfonds richtete im Roten Fort unter Führung der britischen Soldaten ein Lebensmitteldepot ein, mit dem zumindest ein Teil der Not gelindert werden konnte.

Das Rote Fort wurde 1983 in das UNESCO-Kulturerbe aufgenommen.

Bemerkenswert: Seit dem Jahr 1886 ist Agra Sitz eines katholischen Erzbistums.

Auch bemerkenswert: die in den Marmor eingelegte, aus Halbedelsteinen bestehende Dekoration.

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