Karibik

Ein nasses (Miss)Vergnügen

ANTIGUA, Donnerstag 08.12.2022

Fahren Sie mit einem eleganten Katamaran durch das  türkisfarbene Wasser der Karibik, während die Sonne langsam ins  Meer rutscht. Der Katamaran befindet sich jenseits der geschützten Gewässer von Deepwater Harbour und bietet einen ungehinderten Blick auf die untergehende Sonne. Der beste Ort, um dieses Naturschauspiel zu beobachten, ist auf dem offenen Deck, während Sie  bequem mit einem Begrüßungscocktail  in der Hand faulenzen. Nur wenige Erlebnisse sind so entspannend und atemberaubend, da der Himmel sicherlich in allen erdenklichen  Rot-, Orange- und Gelbtönen in Flammen stehen wird. Mit den Lichtern der  Stadt, die  am Ufer funkeln, und der Sonne, die  majestätisch auf See untergeht, wird es in alle Richtungen ein wunderbarer Anblick sein.

Wer würde bei dieser Beschreibung nicht auch Lust bekommen, sich dieses Schauspiel anzuschauen. Wir jedenfalls waren uns sicher, dass es einen großartigen Abschluss eines an sich wunderbaren Tages auf Antigua sein würde und haben uns auf den Sonnenuntergang auf See gefreut.
Allerdings hat sich alles ein wenig anders entwickelt. Bereits beim Besteigen des Katamarans gab es Schwierigkeiten, da schon im Hafen die See ein wenig unruhig war und der Katamaran nur mit größter Vorsicht überhaupt bestiegen werden konnte. Dennoch waren wir guter Hoffnung, denn Katamarane sollen ja bekanntlich weniger anfällig bei rauher See sein. Diese Hoffnung schwand aber bereits nach wenigen hundert Metern Segelstrecke aus dem Hafen in Richtung Westen. Nicht nur dass die See von rauh zu ruppig und von ruppig zu stürmisch wurde, das Boot segelte auch noch gegen den Wind und gegen sich immer höher auftürmende Wellen, die nach eigener Einschätzung 2,5 bis 3 Meter Höhe erreichten. Eher mehr als weniger. Die Bootsbesatzung hatte eine diebische Freude daran, so ziemlich jede Welle direkt anzufahren, was dann natürlich aus der eleganten Bootsfahrt eher eine Tauchfahrt machte und dementsprechend waren die Passagieren auch früher oder später komplett durchnässt. Der Katamaran hob und senkte sich natürlich auch entsprechend und wer sich nicht durch z.B. Tabletten gegen diese Schaukelei vorbereitet hatte, nahm früher oder später diese komische gelb-grüne Farbe mit entsprechendem Drang an die Reeling an. Gaby dagegen packte sich mit beiden Händen alles was sie von Siegfried kriegen konnte, blaue Flecken an Arm und Beinen von Siegfried waren garantiert. Was sie dann noch so von sich gab, ist absolut nicht jugendfrei. Irgendwann wurde sie dann, mittlerweiel auch total durchnässt, von einem Mitglied der Besatzung im hinteren Teil des Katamarans in Sicherheit gebracht.
Siegfried wollte sich dagegen seinen Platz für die Aufnahmen des Sonnenuntergangs erhalten, setzte sich damit aber auch dem Wasser aus. Das allerdings war dann irgendwann ein Segen. Denn die etwas kühlere Abendbrise sorgte bei der durchnässten Kleidung dafür, dass es so richtig kalt wurde und nur das mit 29 Grad recht warme Wasser hat die aufkommende Kälte etwas gemildert.
Nach Erreichen des Zielortes auf See, die sich mittlerweile etwas beruhigt hatte, was aber an dem Zustand der Passagiere nur wenig änderte, wurden die Minuten bis zum Sonnenuntergang gefühlt zu Stunden und leider kamen dann auch noch Wolken auf, so dass die erwarteten Farbschattierungen, wenn überhaupt, nur sekundenweise auftraten.
Bei der Rückfahrt hatte kaum einer der Passagiere noch einen Sinn für die glitzernden Lichter der Hafenstadt, die meisten hatten nur ein Ziel: runter vom Katamaran. Einige wenige hatten allerdings die Situation genutzt und den mit Seewasser deutlich angereicherten Rumpunsch etwas zu üppig genossen. Dementsprechend kamen dann auch auf die Frage des Kapitäns, ob diese etwas “pumpy” ausgefallene Tour gefallen hätte, mehr oder weniger klare Antworten wie “great, marvelous usw.”. Meine Reaktion: man muss wohl absolut betrunken sein, um eine solches Desaster als “great” zu bezeichnen.

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