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Tradition (!) und Fortschritt (?)
ST. VINCENT, 11.12.2022
Obwohl nur ca. 150 km von Grenada entfernt, hat die Insel St. Vincent zwar die gleiche tropische Üppigkeit, erscheint aber wesentlich zersiedelter und auch ein wenig vernachlässigter als der südliche Nachbar. St. Vincent gehört zu den sogenannten Inseln über dem Wind und weist, ähnlich wie Grenada, nur ca. 35 % der Fläche von Berlin auf.
Die Besonderheit der Insel ist eine kleine Bevölkerungsgruppe, die Garifuna, die ca. um 1635 aus der Vermischung von Afrikanern und den damaligen Bewohnern der Inseln, den Kariben, entstand. Die Afrikaner waren Überlebende zweier englischer Sklavenschiffe, die vor der Insel Schiffbruch erlitten und die von den einheimischen Kariben, den Kalipona, auch zum Schutz gegen die englischen Sklavenhändler aufgenommen wurden. Von St. Vincent aus verbreiteten sich die Garifuna über Zentralamerika, wobei Anlass eine zwangsweise Umsiedlung durch die Engländern auf die honduranische Insel Roatan war, wo wir von dieser Bevölkerungsgruppe auf unseren vorangehenden Kreuzfahrten zum ersten Mal hörten.
St. Vincent war bis 1783 zwischen England und Frankreich aufgeteilt, wurde jedoch in diesem Jahr durch den Vertrag von Versailles endgültig Großbritannien zugeschlagen.
Bei einem Besuch des ältesten botanischen Gartens weltweit konnten wir auch einen Brotfruchtbaum sehen, der unmittelbar auf Pflanzen zurückgeht, die von Kapitän William Bligh, dem ehemaligen Kapitän der Bounty, am 24. Januar 1784 auf die Insel gebracht wurde. Die Brotfrucht war dringend notwendiger Ersatz für die während des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges ausbleibenden Getreidelieferungen aus Nordamerika und wurden von den Plantagenbesitzern als Grundnahrungsmittel für die Sklaven angebaut.
Bis heute, allerdings ohne, zumindest nicht erkennbare Sklavenarbeit, werden hauptsächlich Zuckerrohr, Bananen, Baumwolle und Kokosnüsse angebaut.
Die Insel wird beherrscht von dem nach wie vor aktiven Vulkan La Soufrière, der mit seinen regelmäßigen Ausbrüchen nicht nur für fruchtbaren Boden sorgt, sondern auch regelmäßig erhebliche Sach- und Personenschäden auf der Insel und auf den Nachbarinseln anrichtet. Bei einem Ausbruch 1902 starben etwa 1600 Menschen, bei neueren Ausbrüchen, zuletzt in 2020 und 2021, kamen allerdings dank rechtzeitiger Evakuierungen keine Menschen zu Schaden. In 2021 wurden viele Inselbewohner durch Kreuzfahrtschiffe auf benachbarte Inseln in Sicherheit gebracht.
Die weitere Excursion auf der Insel hat teils traumhafte Ausblicke über eine tief zerklüftete Landschaft ermöglicht, wobei überall die bunten Häuser der kleinen Ortschaften diese grüne Landschaft durchbrochen haben. Wie auf Grenada wuchsen auch hier überall an den Straßenrändern fast wie Unkraut Bananen, Avocados oder Mangos. In der Nähe der Hauptstadt Kingstown befindet sich nicht nur ein recht stark frequenter internationaler Flughafen, sondern auch einige recht mondäne Hotels sowie kleinere Yachthäfen für die eher betuchten Karibik-Segler.
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